Das menschliche Gehirn ist mit unzähligen Nervenzellen (Neuronen) ausgestattet, die im eigenen Körper bestimmte Vorgänge, wie z.B. körperliche Handlungen oder emotionale Empfindung steuern. Sie erhalten ihren „Feuerimpuls“ über das entsprechende Gehirnareal. Diese Nervenzellen können aber auch in exakt der gleichen Weise aktiv werden (also „feuern“), wenn dieser Vorgang bei einer anderen Person nur beobachtet wird. Diese Nervenzellen heißen Spiegelnervenzellen bzw. Spiegelneuronen.
Die Spiegelresonanz ist die neurobiologische Basis für spontanes, intuitives Verstehen. Sie ist nicht nur in der Lage, bei der in der Beobachterposition befindlichen Person Vorstellungen anzuregen, Gedanken und Gefühle hervorzurufen, sie kann unter bestimmten Vorraussetzungen auch den biologischen Körperzustand verändern.
Die Fähigkeit, Empathie und Mitgefühl so auszudrücken, dass sie von anderen als angemessen empfunden wird, scheint eines der Geheimnisse einer sympathischen Ausstrahlung zu sein. In sich selbst Spiegelungen anderer Menschen zuzulassen, scheint mit Sympathie belohnt zu werden. Studien zeigen, dass wir vor allem für solche Personen Sympathie empfinden, die ihrerseits adäquat spiegeln können. Dabei bewerten wir unter anderem ob wir Mimik und Körpersprache von Menschen als kongruent, also passend zu einer gegebenen äußeren Situation erleben.
Personen, die eine traurige Filmszene mit fröhlicher Mine nacherzählen, erhalten von außen stehenden Beobachtern negative Sympathiewerte, während Menschen, die Anteil nehmen können, und deren körpersprachlicher Ausdruck mit der jeweiligen Situation, in der sie sich befinden, übereinstimmt, Sympathiepunkte sammeln.
Dass wir Menschen intuitiv verstehen können, ergibt sich aus der neurobiologischen Resonanz, die sie in uns auslösen: Um andere zu verstehen, aktivieren wir die gleichen neuronalen Systeme, mit denen wir unsere eigenen Gefühle erleben. Dies ist die einzige Art und Weise, wie wir überhaupt emotional verstehen können. Spiegelneurone sorgen dafür, dass die Empfindungen, Handlungen und Absichten des anderen Menschen auf unserem eigenen inneren Instrumentarium nachgespielt werden.
Ohne die eigenen Schemata gäbe es überhaupt kein intuitives Verstehen des Partners. Wir müssten uns dann unser Bild, das wir uns von einem anderen Menschen machen, mit erheblichem intellektuellen Aufwand konstruieren. Da wir aber eigene Schemata benutzen müssen, um jemanden intuitiv zu verstehen, fließt bei diesem Vorgang auch immer eine Menge eigener Anteile in die Wahrnehmung des Partners ein. Wir malen den anderen Menschen mit unserem eigenen Farbkasten.