Annehmen können – die Liebe des anderen als Geschenk betrachten

Annehmen können

Liebe annehmen zu können, führt zu Geborgenheit und Intimität.

Vom Selbstzweifel zur Akzeptanz des Geliebt-Werdens

Können wir die Liebe des anderen überhaupt annehmen? Glauben wir ihm, dass unser Partner echte Gefühle für uns hegt, oder nagt ständiger Zweifel an uns? Findet mein Mann mich wirklich so schön, liebenswert, anziehend, dass sonst niemand für ihn in Frage kommt? Bin ich für meine Frau männlich genug, fühlt sie sich bei mir geborgen, respektiert sie mich und finde mich attraktiv? Wer ständig zweifelt, kann große Probleme darin entwickeln, eine gesunde Beziehung zu führen, da er die Liebe des anderen nicht annehmen kann. Der Partner bekommt dann häufig das Gefühl, an ihm – also an seiner Person – werde gezweifelt. Er glaubt, alles Erdenkliche für sein Gegenüber tun zu müssen, um von seinen Gefühlen zu überzeugen, doch egal was er tut, es scheint nie genug zu sein.
Und es stimmt: Der Partner kann die Zweifel, die in einem anderen Menschen ruhen, nicht ausräumen. Denn hinter solchen Unsicherheiten können tief verwurzelte Glaubenssätze stecken, die das Gefühlsleben hemmen und eine tiefe Annahme von Liebe nicht zulassen. „Andere sind viel besser, schöner, klüger als ich“, „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin es nicht wert geliebt zu werden“, „Ich muss etwas leisten, um angenommen zu werden“. Solche Glaubenssätze werden oft durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt und manifestieren sich dann im Laufe des Lebens durch weitere Erlebnisse, die wie ein Vorrat dazu gesammelt werden. Denn wenn ein Glaubenssatz erst einmal vorhanden ist, richten dessen Besitzer ihren Fokus darauf aus, ihn immer wieder bestätigt zu bekommen. Alle möglichen Erlebnisse werden so gedeutet, dass Sie zu dem jeweiligen Glaubenssatz passen. Ereignisse, die ihn widerlegen könnten, werden unbewusst ausgefiltert oder innerlich wieder passend gemacht. Das Wichtigste dabei ist: Sie bemerken diesen Prozess gar nicht, in aller Regel geschieht die Glaubenssatzbildung ebenso unbewusst, wie die dauerhafte Manifestierung desselben und wie dessen Anwendung auf das tägliche Leben. Deshalb ist es für jeden Einzelnen ein wichtiger erster Schritt, festzustellen, ob er Liebe überhaupt annehmen kann, ganz selbstverständlich und voller angenehmer Resonanz, oder ob ständiger Zweifel und dauernde Unsicherheit an ihm nagen.
Ist die Beziehung von Unsicherheit über die Gefühle des anderen geprägt, wird es nicht helfen, den Partner zu immer weiteren Liebeserklärungen und Zuneigungsbeweisen zu drängen. Viel wirksamer ist es, bei sich selbst nach hinderlichen Glaubenssätzen zu suchen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der Selbstwahrnehmung: Finde ich mich selbst denn überhaupt liebenswert? Was an mir mag ich alles? Gibt es Menschen, die mir schon mal ihre Zuneigung gezeigt haben? Werde ich von anderen Personen geschätzt? Was liebe ich an meinem Partner und gibt es dabei Aspekte, die ich auch bei mir selbst finden kann? Eine solche Suche nach Glaubenssätzen kann bei einer Meditation stattfinden, oder in einer ruhigen Stunde mit Tee und Kerzenschein oder bei einem zielgerichteten Gespräch mit Fragen, die uns zum eigenen inneren Kern führen. Hilfreich ist es, die eigenen Gedanken bewusst und aufrichtig wahrzunehmen und dann zu notieren, damit sie auch später immer wieder nachvollzogen werden können. Wenn Glaubenssätze erst einmal entlarvt sind, dann kann im Alltag ganz anders damit umgegangen werden: Schon alleine in einer Situation, in der Zweifel in einem aufkeimen, zu wissen, dass diese Gefühle etwas mit uns selbst zu tun haben und dass es da einen alten Glaubenssatz gibt, der noch in uns arbeitet, hilft dabei, ruhig zu bleiben und umzudenken.

Danken wird uns diese Selbstschau unser Partner – denn was ist das Schöne daran, jemandem etwas zu schenken? Dass der andere das Geschenk annehmen und sich darüber ehrlich und herzlich freuen kann. Deshalb ist es für unseren Partner das Schönste, was wir ihm zurückgeben können: Seine Liebe annehmen zu können und damit echte Partnerschaft erleben zu können.

Jasmin Frank (Das Beziehungsalphabet – A wie annehmen können)

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