Die 5 Grundsätze wirkungsvoller Kommunikation

Warum es manchmal recht schwierig sein kann, richtig zu verstehen oder richtig verstanden zu werden…

Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick stellte 5 pragmatische Grundregeln auf, die in jeder Kommunikationssituation gelten. Sie sind empirisch nachweisbar und -quasi am eigenen Leib- erlebbar.

Diese Grundsätze, die die menschliche Kommunikation erklären und ihre Paradoxie zeigen, werden uns dann umso gegenwärtiger, je offener und bewusster wir uns mit unseren eigenen Kommunikationsmustern auseinandersetzen und sie reflektieren:

1. Man kann nicht nicht kommunizieren.

Menschliche Kommunikation beginnt immer sofort, sobald zwei oder mehr Personen aufeinandertreffen, auch wenn sie dabei kein Wort sagen. Denn neben dem verbalen Sprechen (oder Schweigen), kommunizieren Menschen auch mit ihrer (aktiven oder passiven) Körpersprache, mit Blicken, Gesten und ihrer Mimik, so dass jegliches Verhalten immer auch kommunikativen Charakter hat. Und weil Verhalten nun mal kein Gegenteil hat, ist die Konsequenz daraus: Wenn man sich nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich, nicht zu kommunizieren.

Beispiel: Eine junge Frau sitzt an der Bushaltestelle und starrt die die ganze Zeit nur auf den Boden. Zunächst könnte man annehmen, sie würde nicht kommunizieren. Und doch tut sie es, denn durch ihre Passivität teilt sie den anderen Wartenden nonverbal mit, dass sie im Moment keinerlei Kontakt möchte.

Allein die rein körperliche An- oder Abwesenheit hat Kommunikationswirkung. Wir kommunizieren immerzu, sprechend oder schweigend, verbal oder nonverbal, klar oder verwirrend, aktiv oder passiv, bewusst oder unbewust.

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
(und der Beziehungsaspekt bestimmt den Inhaltsaspekt)

Jede kommunikative Mitteilung enthält neben der reinen Inhalts- oder Sachinformation immer auch implizite Aussagen darüber, wie der Sender einer Information seine Beziehung zum Empfänger einschätzt. Der Inhaltsaspekt einer Kommunikation informiert den Empfänger über den Sachinhalt, z.B.: „Es ist jetzt 12.15 Uhr.“  Der Beziehungsaspekt ist es jedoch, der dieser Mitteilung seine Wirkung verleiht.

Es kommt nämlich darauf an, in welchem Beziehungsverhältnis sich die beiden Kommunikationspartner zueinader sehen. Der gleiche Sachinhalt kann zwischen fremden Personen ganz anders ankommen als beispielsweise zwischen Freunden. Auf dem Bahnhof kann diese Durchsage beispielsweise inhaltlich eine Zeitangabe und beziehungsperspektivisch eine kostenlose Serviceleistung an die Fahrgäste sein. In einer Verabredungssituation unter Freunden könnte die gleiche Aussage ein Vorwurf an denjenigen sein, der sich um 15 Minuten verspätet hat – Oder aber Ausdruck der Freude, dass es nicht -wie sonst üblich- 12.30 Uhr geworden ist.

In einer Kommunikationssituation gibt es praktisch keine rein informative Aussage. Jede Äußerung enthält immer auch eine Beziehungsaussage, die den Aspekt bestimmt, wie der Empfänger den Sachinhalt interpretieren könnte. Die Konsequenz daraus ist: Der Beziehungsaspekt bestimmt den Inhaltsaspekt, weil die Art der Beziehung zwischen zwei Kommunikationspartnern das gegenseitige Verständnis wesentlich beeinflusst und damit von grundlegender Bedeutung ist.

Positive Kommunikation gelingt nur, wenn auf beiden Ebenen und bei beiden Kommunikationspartnern Einigkeit über den Inhalts- und Beziehungsaspekt herrscht.

 

3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

Jeder Kommunikationsprozess hat eine gewisse Struktur. Sender und Empfänger gestalten einen Kommunikationsablauf meist -mehr oder weniger gewollt- dadurch, dass sie ihr eigenes Verhalten als Reaktion auf das Verhalten des anderen interpretien. z.B. A trifft eine Aussage, auf die B erwidert, woraufhin A Einwände hat und B Argumente bringt usw. A ist Auslöser für B ist Auslöser für A ist Auslöser für B usw. Die Struktur eines solchen Kommunikationsprozesses wird Interpunktion genannt, bei der jeder Teilnehmer einer Interpunktion an der Strukturgestaltung des Kommunikationsprozesses aktiv mitwirkt.

Letztlich ist menschliche Kommunikation aber nicht vollständig in Kausalketten auflösbar. Sie kann auch kreisförmig verlaufen.

Beispiel: Eine Ehefrau wirft ihrem Mann vor, er würde statt einer Aussprache immer nur davonlaufen. Der Mann äußert daraufhin, dass er nur deshalb weggehe, weil seine Frau ständig an ihm herumnörgelt. Woraufhin er weggeht und woraufhin sie wieder nörgelt.

Sehr schnell ist erkennbar, dass es sich hier um einen Teufelskreis (Ursache-Wirkungs-Zusammenhang) aus unterschiedlicher Interpretation der Reaktionen des jeweils anderen handelt. Nur aus einem gemeinsamen Konsens, wenn beide Partner Ursache und Wirkung gleichermaßen interpretieren und die Kommunikation selbst als einen Regelkreis verstehen, entsteht eine für alle Seiten befriedigende Kommunikation.

 

4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten

Menschliche Kommunikationsprozesse besteht aus digitalen und analogen Bestandteilen. Während digitale Kommunikationsmodule die Inhaltsaspekte einer Nachricht über komplexes Wissen oder logische Verknüpfungen übermitteln, ist analoge Kommunikation ungenauer und vielseitiger.

Beispiel: Jemand sagt: „Draußen scheint die Sonne.“ Das ist eine relativ klare Aussage in digitaler Form. Doch nicht nur das gesprochene Wort teilt etwas mit, sondern auch die nonverbalen Äußerungen (z. B. Lächeln, strahlende Augen,…). Entscheidend für die Wirkung der Aussage ist die Übereinstimmung mit dem analogen Anteil der Kommunikation.

Wird dieser Satz zum Beispiel von einem traurigen Gesichtsausdruck, hängenden Schultern und vorgebeugtem Oberkörper begleitet, so kann dies viele Bedeutungen haben. Es kann heißen, dass der Sender von der ständigen Hitze genervt ist oder dass mißgelaunt ist, weil er bei diesem herrlichen Wetter drinnen arbeiten muss.

Digitale Kommunikation vermittelt oft den Sachinhalt, wogegen analoge Kommunikation, die meist nonverbal erfolgt, viel über den Bewertungskontext aussagt. Es gibt Tränen des Schmerzes und der Freude und ein Lächeln kann ebenso Sympathie wie Verachtung ausdrücken. Analoge Kommunikation ist mehrdeutig und kann unterschiedlich entschlüsselt werden. Durch Fehlinterpretationen können leicht Konflikte zwischen den Kommunikationspartnern entstehen.

Stimmige Kommunikation erfolgt, wenn analoge und digitale Modalität übereinstimmend kongruent sind, bzw. wenn die Kommunikationspartner beide Teile der Botschaft in der gleichen Weise interpretieren.

 

5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

Je nachdem, ob die Beziehung zwischen zwei Kommunikationspartnern auf Gleichgewicht oder auf Unterschiedlichkeit beruht, können zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe entweder symmetrisch oder komplementär ablaufen.

Kommunizieren zwei gleichstarke Partner, die nach Gleichheit bzw. Verminderung der Unterschiede streben, so ist der Kommunikationsablauf symmetrisch (spiegelhaftes Verhalten der Partner).

Eine Störung liegt nur dann vor, wenn es zu einer symmetrischen Eskalation kommt, d.h. die Partner versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen.

Gibt es hingegen eine situative Über- bzw. Unterordnungsposition der Kommunikationspartner, so gestaltet sich der Interaktionsprozess komplementär. Diese Kommunikationskonstellation lässt keine Rückschlüsse auf gesellschaftliche Reputationen, Rangfolgen oder Wertigkeiten der Partner zu. Vielmehr ergänzen sich die Partner in ihrem Verhalten durch die Annahme der Rollenverteilung gegenseitig, denn oftmals beruhen komplementäre Beziehungen auf zweckmäßigen gesellschaftlichen oder kulturellen Gegebenheiten wie beispielsweise bei Eltern/ Kind, Vorgesetzten/ Angestellte oder Arzt/ Patient usw.

Aber auch komplementäre Beziehungen können eskalieren. So kann etwa ein übermäßiges Hilfsangebot dazu führen, dass der Hilflose immer hilfloser wird, was wiederum zu einer Steigerung des Hilfsangebotes bis hin zur Überfürsorge einerseits und der völligen Abhängigkeit andererseits führen kann.

Zufriedenheit und erfolgreiche Kommunikation findet statt, wenn beide Kommunikationsabläufe ausgewogen im Leben eines Menschen vorhanden sind.

 

Oftmals sind uns in unseren täglichen Begenungen diese kommunikationspsychologischen Grundregeln nicht bewusst. Und doch befolgen wir diese Regeln – und wir wenden sie selbst auch an. Bewusst oder unbewusst.

Wir plädieren dazu, es bewusst zu tun, denn so vermeiden wir die häufig anzutreffende„Problemsprache“ und können auf die Qualität unserer Kommunikation – und damit auf die Qualität unseres Lebens – entscheidenden Einfluss nehmen.

 

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Kommentare (3)

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    Jörg Unkrig

    |

    Habe gerade zu einem ähnlichem Thema „Wirkungsvoll kommunizieren“ gebloggt und bin dann auch auf Euren Artikel aufmerksam geworden. Etwas anders, aber interessant und für mich persönlich eine gute Ergänzung.

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    Johannes Poscharnig | FlY HIGH NLP

    |

    Hallo,
    eine sehr schöne Zusammenfassung von Watzlawicks Thesen. Sie sind unglaublich wichtig. Ich persönlich lehre sie über das Seminar verteilt, implizit und lasse es die Leute erleben. Klarerweise nenne ich sie im NLP Kontext dann!

    Wie macht ihr das?

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    Andree

    |

    gut recherchierter Artikel – aber warum finde ich auf einer Siete 4 Rechtschreib- und einen Zeichensetzungsfehler. Leute, gebt euch darin auch Mühe, sonst leidet die Glaubwürdigkeit, oder?

    Mit freundlichem Gruß

    Ulrich Andree

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